Wie Stadtplanung unser Leben beeinflusst

by Benni

Auf meiner Radreise fahre ich durch so manche Stadt. Ich versuche dabei nicht nur, nach den für mich wichtigen Orten – Supermärkten, Cafés und Restaurants – zu suchen, sondern die Stadt als Ganzes wahrzunehmen und zu analysieren. Zunehmend werden mir dabei Muster bewusst, die ich in fast allen modernen Städten wiederentdecke.

Es ist allerdings keinesfalls so, dass ich schon immer auf solche Muster geachtet hätte. Genau das Gegenteil ist wahr: Die meiste Zeit meines Lebens habe ich mir keine Gedanken über Stadtstrukturen und ihre Folgen gemacht. Mir scheint, dass dies auf die meisten Leute zutrifft. Wir wohnen in Dörfern, Klein- oder Großstädten, gehen unserem Alltag und unseren Geschäften in ihnen nach, ohne uns jemals zu fragen, wie unser direktes Umfeld uns eigentlich beeinflusst. Auch in der Schule wird Raum- und Stadtplanung für gewöhnlich nicht thematisiert.

Doch was macht die Stadt, in der wir wohnen, eigentlich mit uns? Wie beeinflusst sie unseren Alltag, unser Zusammenleben, ja sogar unser Denken und Handeln? Und – gibt es alternative Stadtformen, die uns besser tun würden?

Ein Beispiel aus der Türkei

Beginnen wir mit einem Beispiel aus der Türkei. Im November bin ich durch dieses Land geradelt (nachzulesen im eigenen Reisebericht) und habe ein paar Tage Station in Selçuk gemacht. Diese Kleinstadt liegt nur zwei Kilometer von der antiken Metropole Ephesus entfernt. Es bietet sich also an, diese beiden Städte zu vergleichen. Klar: Ephesus war eine Welt- und noch dazu eine Hafenstadt, Selçuk dagegen ist eine durchschnittliche, türkische Stadt, die nur dadurch etwas Berühmtheit erlangt hat, dass sie nahe der antiken Metropole liegt. Doch trotzdem lassen sich allgemeine Strukturen an Hand der beiden Städte deutlich machen.

Ich will gar nicht ins Detail gehen und einzelne Gebäude und ihre Funktion analysieren. Vielmehr geht es mir um das allgemeine Stadtbild. Sofort fällt auf, dass sich das moderne Selçuk zu einem großen Teil um die Hauptstraße gebildet hat. An ihr liegen die meisten Cafés, Restaurants, das Museum, der Busbahnhof und das Einkaufszentrum. Fern der Hauptstraße findet man noch den Bahnhof, einen Sportplatz, die Universität und einige Moscheen. Ansonsten gibt es keine Gebäude des öffentlichen Lebens, sondern nur Wohnhäuser, die sich recht einfallslos in symmetrischen Linien um die Achse der Hauptstraße versammeln. Auch Industrie gibt es innerhalb Selçuks nicht, ein kleines Industriegebiet findet sich außerhalb der Stadt und liegt wiederum an der Hauptstraße.

das moderne Selçuk

Ganz anders das antike Ephesus: Hier gibt es keine große Hauptstraße, die das Stadtbild diktiert. Wohnhäuser wechseln sich mit vielen und unterschiedlichsten Gebäuden des öffentlichen Lebens ab. Außer dem Hafen gibt es kein abgetrenntes Industriegebiet, vielmehr sind industrielle Gebäude in die Stadt integriert.

das antike Ephesus

Die typische, moderne Kleinstadt

Aus diesem kurzen, oberflächlichen Vergleich ergeben sich bereits die wichtigsten Elemente der modernen Kleinstadt: Die Hauptstraße bildet die zentrale Achse, um die sich die Stadt bildet. An ihr findet man die meisten Geschäfte, Restaurants und Cafés. Von der Hauptstraße zweigen immer wieder Nebenstraßen ab, die nur Zugang zu den Wohngebieten bieten und so meist in einer Sackgasse enden. In den Wohngebieten reiht sich schachbrettartig ein Wohnhaus neben das andere, nur selten finden sich Gebäude des öffentlichen Lebens innerhalb von ihnen. Vereinzelt findet man einen öffentlichen Park, meist verfügen die Wohnhäuser jedoch über einen privaten Garten oder Innenhof. Industrie findet man weder innerhalb der Wohngebiete, noch an der Hauptstraße in der Stadt, sondern in separaten Industrieparks.

Eine solche Kleinstadt habe ich in den letzten Monaten tausendfach durchfahren – und das nicht nur in der Türkei. Sei es Mitteleuropa, der Balkan oder der nahe Osten – überall gleichen sich die Kleinstädte in dieser Struktur.

eine typische, moderne Kleinstadt

Das typische Kleinstadtleben

Wie sieht das Leben in einer solchen Kleinstadt aus? Der Morgen startet für gewöhnlich mit ziemlich viel Verkehr, die Kinder werden zur Schule gebracht, die Eltern fahren zur Arbeit oder zum Einkaufen – alles natürlich mit dem Auto, weil die Entfernungen zu groß sind, um sie zu Fuß zurückzulegen (und für Fahrräder gibt’s leider keine eigenen Wege). Nach der Arbeit verbringt man vielleicht Zeit in einem Café, eher aber zu Hause, weil es wenig öffentliche Gebäude gibt und man nach der Arbeit und dem Verkehr sowieso müde ist.

Falls die Kinder sich außerhab des Hauses aufhalten, dann gerne auf der Hauptstraße, weil hier das Leben tobt und es sonst keine Alternativen gibt. An Wochenenden hält sich die Familie entweder innerhalb der eigenen vier Wände auf, oder man entflieht der eigenen Kleinstadt (natürlich wieder mit dem Auto) und sucht die Natur oder die Großstadt auf, um Zeit in Malls und vollen Fußgängerzonen zu verbringen. Mit den Nachbarn kommt man nie in Kontakt.

Zugegeben, das ist etwas zugespitzt beschrieben, natürlich gibt es auch Kleinstädte mit alternativen Strukturen, vielen Parkanlagen und mehr öffentlichem Leben. Die meisten Kleinstädte scheinen mir aber ziemlich genau nach diesem Muster zu funktionieren. Sie führen Menschen nicht zusammen und in den öffentlichen Raum, sondern treiben sie förmlich in die eigenen vier Wände.

Fahrradfahren und Spazieren in Amman

Seit zwei Wochen bin ich in Amman, der Hauptstadt von Jordanien. Direkt am ersten Tag habe ich mich zu Fuß aufgemacht, um etwas einzukaufen. Schnell musste ich feststellen, dass es äußerst mühsam ist, sich zu Fuß in dieser Stadt zu bewegen. Es gibt selten Gehwege, und wenn es welche gibt, sind sie von Autos zugeparkt (im westlichen und reichen Teil der Stadt werden gerne Bäume auf Gehsteige gepflanzt – das macht das Gehen auf ihnen ebenfalls unmöglich). Man läuft hier folglich auf der Straße und muss immer aufpassen, nicht überfahren zu werden.

Auf der Straße Autos, auf den Gehwegen Bäume.

Noch mühsamer ist es mit dem Fahrrad. Die Straßen in Amman sind fast immer voll, Pendler sind es gewohnt, sich in Autostaus zur Arbeit zu quälen. Mit dem Fahrrad muss ich mich ständig durch stehende Autos schlängeln, um voran zu kommen und nicht im Smog zu ersticken. Ich habe es also schnell aufgegeben, per Fahrrad in die inneren Gebiete der Stadt zu fahren; die Außenbezirke befahre ich nur noch früh morgens oder am Wochenende.

Mein Fazit nach zwei Wochen: Diese Stadt ist nicht für’s Gehen oder Fahrradfahren gemacht, sondern alleine für den Autoverkehr. Folglich sieht man auch nur ganz selten Fahrradfahrer oder Fußgänger, die weiter als bis zu ihrem Auto oder zur nächsten Busstation laufen.

Die Struktur der Großstadt

Wie lässt sich das erklären? Amman hatte um die Jahrtausendwende noch etwa zwei Millionen Einwohner, heute sind es über vier Millionen. Besonders durch den Zuzug von Menschen aus Syrien, dem Irak, Ägypten und Palästina hat sich die Einwohnerzahl innerhalb von knapp 20 Jahren verdoppelt. Man musste in größter Eile neue Wohngebiete und Straßen bauen und ist dabei dem Konzept gefolgt, das ich bereits für die Kleinstadt beschrieben habe:

Die moderne Stadtplanung trennt für gewöhnlich zwischen Wohn-, Arbeits- und Einkaufsgebieten. In jeder modernen Großstadt findet man also ein altes und im Gegensatz zum Rest winziges Stadtzentrum, in dem sich die großen Geschäfte tummeln. Drumherum reiht sich ein Wohngebiet neben das andere, ihre Straßenzüge sind monoton rechtwinklig, in ihnen findet man nur kleinere Geschäfte und so gut wie keine öffentlichen Gebäude. Auch Industrie- und Bürogebäude, also Gebiete, in denen die Menschen arbeiten, finden sich nicht innerhalb dieser Wohngebiete, sondern an den großen Ausfallstraßen, oft sogar am Stadtrand in eigenen „Business-Parks“.

eine typische, moderne Großstadt

Auch in Amman findet man ein kleines, altes Stadtzentrum, von dem die fast immer voll gestopften Hauptstraßen abzweigen (das Foto habe ich am Wochenende gemacht, deshalb ist die Straße ausnahmsweise fast „leer“).

Hauptstraße in Amman

An den Hauptstraßen findet man immer wieder eine Mall.

eine von vielen Malls in Amman

Am Stadtrand und im Westen (dem reichen Teil der Stadt) trifft man außerdem immer wieder auf Industriegebiete. Im King Hussein Business Park sind große Konzerne wie Microsoft und Samsung stationiert.

der King Hussein Business Park in Amman

Außer den Malls und ein paar Grünflächen gibt es nur wenig Raum, in dem man sich aufhalten könnte.

eine seltene Grünfläche in Amman

Ein Blick auf die Karte Ammans verdeutlicht die Struktur; mit roten und blauen Punkten habe ich die Malls und einige Industriegebiete markiert.

Übersichtskarte von Amman

Die Ideologie hinter der Stadtplanung

Wie ist es dazu gekommen, dass die Mehrheit der Bevölkerung Jordaniens (und nicht nur dieses Landes) in einer Großtstadt lebt, die sie zum Autofahren zwingt, weil Arbeits-, Einkaufs- und Wohngebiete so weit auseinander liegen? Und wieso weisen moderne Großstädte so wenig öffentlichen Raum auf, sodass sich Menschen nicht mehr begegnen, sondern in die eigenen vier Wände zurückziehen?

Um eine Erklärung zu finden, ist es entscheidend zu erkennen, dass hinter jedem Stadt- und Raumkonzept Ideale und Ideologien stehen. Offensichtlich ist es die vorrangige Intention moderner Stadtplanung, „funktional“ zu sein, wirtschaftliche „Effizienz“ zu steigern, den „Fortschritt“ foranzutreiben und nicht etwa, die Gemeinschaft der Bewohner zu fördern.

Für mich war die Entdeckung des Luxemburgers Léon Krier in diesem Zusammenhang ein Augenöffner. Er betont, dass moderne Großstädte eine Folge der technischen Revolution und Nutzung fossiler Brennstoffe sind. Bis ins 19. Jahrhundert habe man bei der Stadtplanung darauf geachtet, alle wichtigen Orte in Laufdistanz zueinander zu legen. Erst mit dem massenhaften Aufkommen von Autos, Bussen und Bahnen sei überhaupt die Idee aufgekommen, viele Kilometer von seinem Arbeitsort entfernt zu wohnen.

Krier geht jedoch noch weiter. In seinen Analysen deckt er die allgemeine Ideologie moderner Architektur und Stadtplanung auf:

Moderne Architektur und Stadtplanung steht dem Menschen feindlich gegenüber. Sie basiert auf dem darwinistischen Konzept, dass die Evolution einen offenen Ausgang hat, dass es immer etwas neues und besseres geben müsse.

Leon Krier

Alternative Stadtkonzepte

Mir ist Krier besonders sympathisch, weil er nicht bei der kritischen Analyse stehen bleibt, sondern neue Konzepte entwirft. Für die Stadtplanung schlägt er polyzentrische Strukturen vor. Demnach wird eine große Stadt in viele kleine Zentren aufgeteilt, in denen jeweils alle wichtigen Orte wie Geschäfte, Büros und Industriegebäude integriert und nicht weiter als zehn Gehminuten voneinander entfernt sind.

Alternative: polyzentrische Strukturen

Damit wendet er sich gleichzeitig gegen den Mythos, effiziente und konkurrenzfähige Produktion sei nur in großen Fabriken und Produktionshallen möglich. Ganz im Gegenteil – die Mehrheit der Produkte, die heutzutage in großen Industrieanlagen hergestellt werde, ließe sich in Wirklichkeit effizienter innerhalb solch kleiner Zentren verwirklichen.

Meine eigenen Grundsätze der Stadtplanung

Ich bin selbst kein Architekt und Raumplaner und verweise deshalb gerne auf Experten wie Leon Krier. Trotzdem will ich an dieser Stelle versuchen, meine eigenen Grundsätze der Stadtplanung zu formulieren:

  • Schaffung eigener Geh- und Fahrradwege
  • Integration von Wohnhäusern, Geschäften und kleiner Industrie

Beide Punkte vermindern den Autoverkehr ganz automatisch; Fahrverbote, wie sie gerade in Deutschland aufkommen, werden obsolet!

    • Schaffung von öffentlichem Raum (Parks und Plätze) und öffentlichen Gebäuden nicht nur in Innenstädten
    • Integration von verschiedenen Wohnhäusern

Damit würde der Segregation von verschiedenen Gruppen und das Zurückziehen in den Privatraum entgegen gewirkt werden.

Bei all dem bin ich mir bewusst, dass es Weltanschauungen und Ideologien sind, die das Aussehen unserer Städte bestimmen. Die moderne, „menschenfeindliche“ (Zitat Krier) Stadt ist das Produkt moderner, menschenfeindlicher Ideologien. Doch auch das Umgekehrte ist richtig: Nicht nur bestimmen Weltanschauungen und Ideologien die Stadtplanung; das Umfeld, in dem wir leben, beeinflusst rückwirkend auch unsere Ansichten und Überzeugungen.

Wir brauchen also neue Raumkonzepte, alternative Formen des urbanen Zusammenlebens und besonders öffentlichen Raum, in dem wir uns wieder begegnen. Dann wird es uns leichter fallen, Fragen, die lange Zeit begraben waren – Fragen etwa nach einem Sinn außerhalb von Wachstum und Konsum, nach Metaphysik oder gar nach Gott – wieder zu stellen.

Literaturempfehlung

Léon Krier, The Architecture of Community, Island Press 2011.

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4 Kommentare

Thomas L.k. Januar 20, 2019 - 20:05

Lieber Ben,

ein Aspekt kommt mir in deinen Überlegungen etwas zu kurz und zwar der Einfluss, den wir selbst mit unserem eigenen (Kauf-)Verhalten auf die Stadtplanung bzw. Stadtgestaltung nehmen. Ich nehme das Beispiel Kleinstadt, weil ich selbst aktuell in einer lebe und auch die meiste Zeit meines Lebens in einer gelebt habe. Dass auf den zentralen Plätzen im Kernbereich der Kleinstadt längst nicht mehr „das Leben tobt“, hat viel mit unserem Einkaufsverhalten zu tun. Ich gehöre zu einer Generation, in deren Jugend sich tatsächlich noch viel Leben im Innenstadtbereich abspielte. Da gab es aber in der Innenstadt eben auch noch viele Einkaufsmöglichkeiten in kleinen Geschäften in Familienbesitz, sogar kleine Handwerkbetriebe und öffentliche Einrichtungen. Meine Grundschule etwa lag noch mitten in der Innenstadt, das Rathaus und die städtische Bücherei auch, Bahnhof und Post schon etwas abseits, aber immer noch in Laufnähe. Das begann sich dann zu ändern, als wir uns angewöhnt haben in Supermärkten einzukaufen. Da fährt man schon mit dem Auto hin, einmal weil sie sowieso etwas außerhalb liegen, aber auch, weil die Größe des Warensortiments es nahelegt, viele Waren „in einem Rutsch“ zu besorgen. Die Supermärkte sind einfach billiger, der Einkauf bei Kaufmann um die Ecke wird da zu einer Art „Subvention aus Überzeugung“, für die auch nicht jeder das nötige Kleingeld hat. Aber selbst die, die es hätten, wollen das gerne für andere Dinge ausgeben. Hat diese Entwicklung zuerst nur die Auswahl der Geschäfte verändert (also grob vereinfacht z. B. statt Lebensmittelgeschäften etwas mehr an Bekleidungsgeschäften), so hat die nächste Welle, besonders der (Internet-)Versandhandel in den Innenstädten für echten Leerstand gesorgt. Es gibt Kleinstädte in denen die Schaufenster früherer Geschäfte inzwischen zum großen Teil (Hobby-)Künstlern oder gemeinnützigen Vereinen zur Verfügung gestellt werden, nur damit sie nicht so trostlos leer sind.

In der benachbarten kleinen Großstadt sieht die Einkaufsstraße inzwischen aus wie in allen Städten. Fast alle Läden gehören inzwischen zu einer Kette, deren Niederlassung man in allen Städten findet. Handy-Läden (sortiert nach den großen Anbietern), Boutiquen, Fastfood-Ketten, ab und zu noch ein Kaufhaus oder ein großes Bekleidungsgeschäft (einer Kette). Selbst die Buchhandlungen sind heute in der Regel nur noch Teil einer Kette. In dieser benachbarten kleinen Großstadt hat vor gut einem Jahr das letzte Foto-Fachgeschäft geschlossen, in dem man als engagierter Fotoamateur sich noch eine Auswahl an Kameras und Objektiven ansehen konnte. Als ich mir meine erste vom eigenen Geld finanzierte Fotoausrüstung gekauft habe, konnte ich noch in ein Geschäft gehen und echte fachliche Beratung in Anspruch nehmen. Leider war das aber auch mitverantwortlich für den Tod dieser Vertriebsform, denn nicht wenige Menschen haben die Beratung gerne in Anspruch genommen, um dann aber das Wunschprodukt für ein paar Mark bzw. später für ein paar Euro weniger im Versandhandel zu kaufen. Heute gibt es für dieses Segment in jener kleinen Großstadt nur die bekannten Elektronikmarkt-Ketten (bei denen es inzwischen manches Produkt auch nur noch im Onlineshop gibt) und eben die Möglichkeit, gleich im Internet-Versandhandel zu kaufen.

Was ich mit all dem sagen will: Du magst Recht haben, dass es Ideologien sind, die unsere Stadtbilder mitprägen. Aber das sind dann Ideologien, an denen wir mit unserem Verhalten selbst mitstricken. Sie kommen nicht einfach von oben über uns herab. Und die Stadtväter und -mütter müssen in ihren stadtplanerischen Entscheidungen immer auch dem folgen, was wir selbst mit unserm Verhalten vorgeben. Es gab vor Jahrzehnten durchaus Städte, die die damalige „Supermarkt-Welle“ aufhalten wollten, indem sie entsprechend ihre Bebauungspläne und -vorschriften gestaltet haben. Aber was nützt das, wenn die Nachbarstadt sich die Hände reibt und die großen Supermärkte mit Kusshand einlädt, sich bei ihnen niederzulassen? Die Bewohner der „supermarktfreien“ Stadt fahren mit dem Auto schnell mal in die Nachbarstadt und lassen ihre Kaufkraft dann eben dort.

Auch wenn ich Ergänzungsbedarf sah, ich habe deinen Beitrag mit Interesse gelesen und finde es schön, an den Gedanken teilzuhaben, die dich während deiner großen Reise bewegen.

Dir weiterhin eine gute und gesegnete Zeit.

Thomas

Antwort
Velospektive Januar 23, 2019 - 16:28

Vielen Dank Thomas,
Dein Kommentar ist beinahe länger, als meines Artikels, das gefällt mir 🙂 .
Sehr interessante Gedanken!
Ich stimme Dir zu: „Ideologische Stadtplanung“ ist nicht nur etwas, dem wir ausgesetzt sind, sondern an dem wir selber mitwirken – ob bewusst, oder unbewusst. Das Kaufverhalten spielt dabei eine sehr großen Rolle, ich werde darüber weiter nachdenken.
Liebe Grüße aus Amman!

Antwort
Anna Juni 9, 2023 - 12:47

Hallo Benni,
Danke für deine Gedanken 🙂
Ich studiere derzeit gender studies und was du beschreibst ist auch unter dem Gesichtspunkt bzw. Der Frage „für wen wird die Stadt gebaut?“ gut zu betrachten. (Kategorien Geschlecht, Alter, Ethnizität/Hautfarbe etc.)
Lg

Antwort
Benni Juni 9, 2023 - 13:53

Danke Anna,
sehr wertvolle zusätzliche Gedanken.
Grüße!

Antwort

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