Als im März auf einmal der Corona-Ausnahmezustand begann, haben zwei Berliner die Not zur Tugend gemacht: Raphael Albrecht und Bengt Stiller haben spontan Deutschlands erste Gravel-Rennserie ins Lebens gerufen.
16 Orbits – in jedem Bundesland einer
Schon Anfang Juli, also nur vier Monate nach der ersten Idee, begann diese Rennserie. Seit dem 4. Juli kann sich jeder auf eine der sechzehn Runden begeben.
Die Idee ist ganz simpel: In jedem Bundesland gibt es eine solche Runde, einen „Orbit“. Der kürzeste Orbit befindet sich mit 212 Kilometern in Sachsen, der längst – wer hätte das vermutet? – in Bremen. Auf 323 Kilometern wird man hier von der Stadt Bremen bis hinauf ans Meer nach Bremerhaven und wieder zurück zum Ausgangspunkt geführt.
Unterwegs ist man dabei allerdings nur selten auf glattem Asphalt, viel häufiger auf Schotter, Sand, Pflastersteinen und sogar ab und zu auf Singletracks. „Multi surface“ nennen das Bengt und Rahpael gerne und wollen damit vermutlich davor warnen, einen Orbit mit zu schmalen Reifen oder „mal so nebenbei“ in Angriff zu nehmen.
Höhenmeter gibt’s auch einige zu überwinden. In Bremen sind es nur 730 Meter, in Thürigen gilt es allerdings auf 220 Kilometern 4580 Höhenmeter zu meistern!
Auf Komoot sind alle Orbits auf einer großen Karte abgebildet:
Wie die Teilnahme genau funktioniert
Die Routen wurden von Lokalmatadoren in den jeweiligen Bundesländern entwickelt und sind über Komoot oder auch direkt über die Event-Homepage frei zugänglich. Prinzipiell kann sich also jeder eine Route auf sein GPS-Gerät laden und einfach drauf losfahren.
Will man allerdings in der Rennwertung erscheinen, gelten ein paar zusätzliche Regeln:
- Zunächst einmal muss man sich für die Wertung anmelden und einen kleinen Obolus von 25€ zahlen – das ist tatsächlich ein sehr fairer Beitrag, reich werden die Organisatoren damit bestimmt nicht.
- Zwischen dem 4. Juli und dem 6. September hat man dann Zeit, so viele Orbits wie man will und kann zu bewältigen.
- Die Orbits müssen natürlich exakt abgefahren werden, außerdem muss man ihnen im Uhrzeigersinn folgen. Und es gilt die „Selbstversorger-Regel“: Man darf keine Unterstützung von Freunden und Bekannten in Anspruch nehmen – und selbstverständlich auch nicht durch einen Motor am Fahrrad.
- Pro gefahrenen Orbit erhält man 300 Punkte. Außerdem erhalten zum Schluss die zehn Schnellsten auf den jeweiligen Orbits Zusatzpunkte.
Die Software Komoot dient bei all dem als Plattform: Die Routen werden hier nicht nur dargestellt, sondern die Fahrer laden jeweils auch ihre eigenen Fahrten und Zeiten hoch und landen so in der Wertung.
Ich fahre einfach mal drauf los
Bis vor wenigen Tagen habe ich nur am Rande von Orbit 360 gehört, hatte aber keine Sekunde daran gedacht, selber einen solchen Orbit zu fahren. Ich will schließlich möglichst bald als Entwicklungshelfer ins Ausland. Nun hat sich die Ausreise allerdings erneut verschoben, ein genauer Ausreisetermin steht weiterhin nicht fest.
Die Orbits wurden ja als „Rennalternative“ in Coronazeit gegründet: Jeder kann sich individuell aufmachen, trotz aller Corona-Einschränkungen wird das selbständige Fahrradfahren durch Deutschland nicht so schnell beschränkt werden. Diese Möglichkeit der individuellen Gestaltung passt auch mir gerade ideal: Ich werde ein wenig auf Besuchstour in verschiedenen Bundesländern gehen und zwischendurch immer mal wieder einen Orbit fahren.
Anfangen werde ich in Sachsen. In Dresden werde ich ein paar Freunde besuchen und mit dem Rad die Orbit-Runde durch die mir gut bekannte Sächsische Schweiz drehen. Anschließend werde ich wohl weiter nach Magdeburg ziehen und von dort auf den Orbit aufbrechen, der von Magdeburg hinauf zum Brocken und wieder zurück führt.
Und danach? Womöglich wird es bei diesen zwei Orbits bleiben. Aber es ist gut zu wissen, dass es im Fall der Fälle noch ein paar mehr Bundesländer und Orbits gibt…
1 Kommentar
Ich bin durch strava aufmerksam geworden, bzw ja der Name sagte mir vorher auch schon was,
Wenn dann noch die Flausen kommen,
Warum eigentlich nicht?
Läuft!