Vor vielen Jahren, als ich das Radfahren gerade für mich entdeckt hatte, habe ich einen erfahrenen Tourenradler gefragt, welche Gegenstände er in jedem Fall auf eine Tour mitnehmen würde. Als Antwort hat er mir zwei Dinge genannt: Ein Vicotrinox Multitool und einen Buff. Ich bin ihm sehr dankbar für diesen Tipp (danke an dieser Stelle, Master Ludger!), bis heute habe ich diese beiden Gegenstände immer dabei. Man lernt zwar am besten, indem man eigene Erfahrungen sammelt, doch so ein paar weise Ratschläge können trotzdem nicht schaden. Ich setze die Tradition nun gerne fort und nenne hier meine sieben liebsten Gegenstände, ohne die ich nicht mehr auf Tour gehen würde.
Zuvor allerdings eine Vorbemerkung: Ich werde weder durch Unternehmen gesponsert, noch habe ich Produkte geschenkt bekommen, um sie auf meiner Homepage zu erwähnen. Diese Auflistung entspricht ganz meiner persönlichen Erfahrung, die hoffentlich auch anderen in ihren Reisevorbereitungen hilft.
Buff
Fangen wir mit dem leichtesten und kleinsten, aber doch multifunktionalsten Gegenstand an: Dem Buff, also einer Art Halstuch. Ich finde ihn so praktisch, dass ich sogar zwei davon habe, einen aus Synthetik, einen aus Merinowolle. Dafür habe ich keine Mütze dabei, der Buff lässt sich nämlich als eine Art Stirnband nutzen, sodass die empfindlichen Ohren und der Hinterkopf geschützt sind. Dies ist ebenfalls in Kombination mit dem Helm möglich, eine dicke Mütze dagegen lässt sich nur schwer unter dem Helm tragen. Auch als Halstuch benutze ich ihn oft. In der Türkei habe ich ihn außerdem gerne als Atemschutz vor Mund und Nase getragen, um nicht zu sehr den vielen Abgase auf den großen Straßen ausgesetzt zu sein.
Victorinox Multitool mit Ratsche
Dieses kleine Werkzeug wird seinem Namen wirklich gerecht: Es lässt sich für unterschiedlichste Zwecke einsetzen. Zusammen mit der Ratsche deckt es alle Reparaturarbeiten an meinem Fahrrad ab, ich brauche sonst kein Werkzeug. Ich besitze und benutze es seit Jahren, nie habe ich etwas an ihm vermisst.
In Israel habe ich doch tatsächlich einmal auf der Straße den ewigen Konkurrenten des Victorinox Multitools – den Leatherman – gefunden; einige sind wirklich der Meinung, dass dieser dem Victorinox überlegen sei. Ich habe ihn kurz getestet, ihn dann aber gerne weiter verschenkt – es geht eben doch nichts über das schweizer Traditionsmesser.
E-Book-Reader
Ich bin ein großer Freund von Papier, lese am liebsten gedruckte Worte und genieße es, ein richtiges Buch in Händen zu halten. Auf so einer Fahrradreise lässt sich das aber nur schwer umsetzen, wenn man viel lesen will. Da es im Winter früh dunkel wird, verbringe ich oft Stunden im Zelt und lese. Fast wöchentlich fange ich ein neues Buch an, ich müsste mich also ständig um ein neues Buch kümmern, wollte ich die gedruckte Version lesen und nicht mehrere Bücher auf einmal mit mir herum tragen. Der E-Book-Reader ist unschlagbar praktisch für diese Umstände. Auf ihm habe ich mehrere hundert Bücher gespeichert. Zudem hält der Akku sehr lange, eine wichtige Sache, wenn man nicht ständig eine Steckdose in der Nähe hat. Außerdem verfügt die Version, die ich habe (Kindle Paperwhite), über eine Hintergrundbeleuchtung. Damit kann ich nachts lesen, ohne eine andere Lichtquelle nutzen zu müssen, die wiederum Strom frisst und Insekten anzieht.
Schaumstoff-Isomatte
Wer sein Fahrrad im Bikepacking-Stil bepackt, der achtet auf jeden Kubikzentimeter. Eine Schaumstoff-Isomatte hat da normalerweise keinen Platz, stattdessen schwören die meisten auf die aufblasbare Variante. Am beliebtesten ist dabei die Therm-a-Rest NeoAir Xlite. Ich war selber schon viel mit dieser unterwegs. Doch Schaumstoff bietet so viele Vorteile, sodass ich mich letztendlich doch dafür entschieden habe: Man spart sich das tägliche Aufblasen und wieder Zusammenpacken; man kann auf jedem Untergrund übernachten, ohne Angst haben zu müssen, dass die Matte ein Loch bekommt; Schaumstoff ist zudem multifunktionell einsetzbar, als Sitzunterlage, als Windschutz beim Kochen… Ich nutze die Therm-a-Rest Z-Lite; sie ist immer noch relativ kompakt, hat einen guten Wärmefaktor – und im Vergleich zu den aufblasbaren Isomatten ist sie spottbillig.
Zelt MSR Hubba NX
Über viele Jahre habe ich Hilleberg-Zelte genutzt und wurde nie enttäuscht: Sie sind relativ leicht, aber trotzdem sehr stabil. Hilleberg ist und bleibt der Mercedes unter den Zeltherstellern. Mein Nallo und mein Akto haben aber einen großen Nachteil: Sie sind nicht freistehend, das heißt, dass man die Heringe benutzen muss, um das Zelt überhaupt aufstellen zu können. Für den Wochenendausflug oder die Expedition zur Antarktis mag das nicht so schwer wiegen, auf einer Weltreise allerdings schon. In den letzten Wochen habe ich sehr häufig auf Böden gezeltet, in die sich kein Hering treiben ließ. Manchmal habe ich mein Zelt sogar innerhalb eines Hauses oder einer Garage aufgestellt. Das MSR Hubba NX lässt sich in dem Fall einfach mit der Zeltstange aufrichten. Es ist noch dazu sehr leicht, aber trotzdem widerstandsfähig und regenbeständig. Ich bin rundum zufrieden und kann mir kein besseres Zelt für meine Zwecke vorstellen.
Merinosocken
Merino ist voll im Trend, die Wolle der Merinoschafe gibt‘s mittlerweile vielfach in jedem Outdoor-Geschäft. Auch ich habe T-Shirts, Unterwäsche, einen Buff und Socken aus Merinowolle dabei. Auf jedes einzelne Kleidungsstück könnte ich ein Loblied singen, denn der Trend ist wirklich berechtigt: Kleidung aus Merionwolle ist strapazierfähig, trocknet schnell, wärmt gut, kann aber auch bei heißen Temperaturen getragen werden.
Das beste aber: Selbst nach vielen schweißtreibenden Stunden auf dem Sattel riecht die Wolle fast gar nicht. Das ist ein riesiger Vorteil für lange Radreisen. Besonders bei Socken finde ich es praktisch. Baumwoll- oder Synthetik-Socken müffeln – so gut und oft man sie auch wäscht – nach wenigen Stunden. Merinosocken kann man dagegen auch nach einem Tag im Sattel anbehalten, ohne dass die Gastgeber, die einen spontan zu sich nach Hause eingeladen haben, einem freundlich, aber bestimmt ihre eigenen Socken anbieten.
Wasserdichter Rucksack von Ortlieb
Nachdem ich mich entschieden hatte, einen Laptop auf meine Reise mitzunhemen, war für mich schnell klar, dass ich auch einen Rucksack dabei haben würde. In den Radtaschen ist der Computer auf Dauer einfach zu vielen Erschütterung ausgesetzt. Mit dem AirFlex habe ich den idealen Rucksack dafür gefunden. Er ist angenehm zu tragen, leicht, wasserdicht und super verarbeitet – Ortlieb eben. Bei solchen Produkten heißt es schlichtweg kaufen, benutzen und nie wieder Sorgen damit haben – wenn es doch nur bei allen Produkten so einfach wäre…
Drei Dinge, die ich beim nächsten Mal zu Hause lasse
Garmin GPS-Gerät
Über viele Jahre hat mir das Garmin GPSMaps 64s gute Dienste geleistet. Wie bereits hier beschrieben, habe ich es allerdings nicht mehr angerührt, nachdem ich die Navigation mit dem Smartphone ausprobiert habe. Das Smartphone bietet in dieser Hinsicht einfach viel mehr Vorteile.
Zudem bin ich in mehrfacher Hinsicht äußerst unzufrieden mit der Marke Garmin. Die Software auf ihren Geräten stammt gefühlt aus den 90ern, eine Aktualisierung ist nicht in Sicht. Zudem ist die Geschätspolitik mies, jegliches basale Zubehör muss für viel Geld dazu bestellt werden. Und zu guter Letzt ist dieses Zubehör auch noch von dürftiger Qualität. Mein Garmin ist etwa nach nur wenigen Wochen mehrmals von der teuren Lenker-Halterung gesprungen; immerhin war das Gerät stabil genug, sodass es den Sturz aus voller Fahr unbeschadet überstanden hat.
Mir scheint, dass Garmin über Jahre eine gewisse Monopolstellung innerhalb des GPS-Gerätmarktes inne hatte und sich solche Dinge erlauben konnte. Zudem produzieren sie diverse andere Geräte und sind vermutlich in Zukunft nicht auf den Verkauf von GPS-Geräten angewiesen, der durch den Smartphone-Boom sowieso kleiner, womöglich sogar ganz aussterben wird.
Sport-Sonnencreme
Soetwas müsste es doch mittlerweile geben – so dachte ich mir: Eine Sonnencreme, die trotz Schwitzen weiterhin vor Sonne schützt. Im Internet bin ich auf ein Spray von Garnier gestoßen, die Werbung dafür laß sich verheißungsvoll: Extra wasserfest, schweißresistent, läuft nicht in die Augen und brennt nicht, lässt die Haut atmen, fettet nicht, zieht schnell ein – hört sich nach dem perfekten Sonnenschutz an! Nach dem ersten Testen löste sich jedoch jegliche hoffnungsvolle Erwartung in Luft auf – im Gegensatz zu dem Spray, das noch nach Stunden unangenehm auf der Haut klebte. Die Spraydose wanderte nach am selben Tag in die Mülltonne. Schade, eine gute Sport-Sonnencreme muss wohl erst noch erfunden werden.
MP3-Player
Kurz vor Abfahrt habe ich mir einen kleinen, günstigen MP3-Player gekauft. Ich dachte, es wäre gut, vom Smartphone unabhängig und stromsparend Musik, Hörbücher und Vorträge hören zu können. Der Player wartet allerdings bis heute darauf, das erste Mal benutzt zu werden. Auch hier musste ich feststellen: Alles, was ich prinzipiell mit dem Smartphone tun kann, tue ich letztendlich auch mit diesem, es ist praktisch und immer griffbereit. Mit der Stromversorgung hatte ich auch nie Probleme. Zusätzlich ist es über das Smartphone viel einfacher, neue Musik und aktuelle Vorträge zu laden.
Ja ja, das Smartphone – mag dieses kleine Gerät auch viele Gefahren und Versuchungen in sich bergen, so ist es doch für einen Radreisenden, der in allen möglichen Bereichen Gewicht sparen will, unersetzlich.
Was sind Deine Favoriten?
Gibt es einen Gegenstand, den Du in jedem Fall mitnehmen würdest? Was sind Deine Favoriten für eine Radreise? Und was hast Du einmal und nie wieder mitgenommen? Schreibe es in die Kommentare!
6 Kommentare
Etwas wichtiges fehlt noch in der Aufzählung der absolut notwendigen Dinge: Schwedenbitter!
Habe gerade bei Wikipedia nachgelesen: „So soll er eine Vielzahl von Missempfindungen und Leiden lindern, was wissenschaftlich jedoch nicht belegt ist.“ Ein Placebo also…
Aber was soll’s, wenn es mir über den Weg läuft, werde ich es trotzdem mal versuchen.
Hallo Benjamin,
interessante Liste. Vor allem mal spannend, das Ganze aus der anderen Richtung zu betrachten, also was man nicht mehr unterwegs braucht! Toller Blog übrigens!
Meine Liste findet man hier: https://kleinstadtheld.de/2018/08/18/10-dinge-die-ich-auf-radreisen-immer-dabei-habe/
Allerdings sind meine Touren auch eher kleiner 😉
Viele Grüße
Michael
Danke Michael,
interessant Deine Website! Danke für die Ergänzung.
Als stromunabhängige Lichtquelle, perfekt für die Nächte im Zelt hat sich der Little Diamond erwiesen. https://www.plan-shop.org/little-sun-diamond-on-grid.html
Bei meiner letzten 5-wöchigen Tour habe ich meine Stirnlampe nicht ein einziges Mal benutzt. Tagsüber hing die Lampe an den Packtaschen, auch bei mehreren Tagen im Regen, musste ich mich nie, trotz langer analog-Lesenächte, um andere Lichtquellen bemühen.
Danke Sarah für die Ergänzung.
Für mich muss eine Stirnlampe trotzdem mit, aber so ein Licht hat auch was – gerade, weil es solarbetrieben ist.