Dem Rhein entlang und hoch in die Alpen

by Benni
Ab Konstanz war ich also alleine unterwegs. Nach den ersten Bloggingversuchen in einem Café machte ich mich auf den Weg entlang des Bodensees in Richtung Alpen. Meine Gedanken waren noch bei meinen Brüdern; irgendwie stimmte mich der Gedanke, dass sie abends wieder zu Hause sein und einem geregelten Alltag nachgehen würden, melancholisch. Wieso war ich nochmal auf diese Reise aufgebrochen? Die Umgebung konnte mich nicht gerade trösten. Zwar passte das Wetter und der Radweg entlang des Bodensees bot ständig ein schönes Panorama. Allerdings reihten sich tausende Luxusvillen aneinander, die nicht gerade etwas einladendes, heimisches vermittelten.

Erste Begegnungen

Zwischen diesen ganzen Villen fand ich dann doch einen kleinen Bauernhof, den ich zielgerichtet ansteuerte. Ich fragte, ob ich auf dem Feld nebenan mein Zelt aufschlagen könnte – etwas, das ich gerne mache, wenn sich kein Platz zum Wildcampen finden lässt. Stefan, der Sohn der Eigentümer, deutete sofort auf einen schönen Platz neben dem Blumenbeet seiner Mutter. Nachdem ich mein Zelt aufgeschlagen hatte, gesellte er sich mit seiner Schwester (ihren Namen habe ich vergessen – ab sofort schreibe ich mir das auf!) noch etwas zu mir. Sie erzählten von ihrer zweijährigen Jeeptour durch Amerika und Mexiko. Meine Motivation erhielt wieder Auftrieb.

Dem Rhein hinauf

Am nächsten Tag waren die Beine dann viel leichter. Im Vorfeld hatte ich mir immer gesagt, dass die ersten Tage schwer werden würden, es braucht einfach eine Weile, bis man sich auf die Einsamkeit einstellt. Und tatsächlich, mit jedem Kilometer konnte ich mich mehr von dem Vergangenen lösen und auf das Hier und Jetzt fokussieren.

Ich stieß bald auf den Punkt, an dem der Rhein in den Bodensee übergeht. Der Rhein bildet ab hier die Grenze zwischen der Schweiz und Österreich. Für mich ist es ein besonderes Gefühl, am Rhein entlang zu ralden. Meine Eltern wuchsen im Rheinland auf, als Familie wohnten wir viele Jahre am Niederrhein, die letzten Jahre habe ich in Basel am Rhein gewohnt. Jetzt konnte ich auch noch den letzten mir unbekannten Abschnitt des Rheins entdecken.

Hinauf in die Alpen

Bei Feldkirch fließt die (oder der?) Ill in den Rhein. Ich folgte ihr und arbeitete mich immer weiter den Arlbergpass hinauf. Hinter dem Arlberg warteten Freunde auf mich, die gerade in St. Anton Urlaub machten. Das motivierte zusätzlich. Und außerdem war der Anstieg dafür, dass es bis auf 1700 Meter hinaufgeht, recht einfach. Damit es auch alle Autos ohne Mühe den Pass hinauf schaffen, weist die Straße nie mehr als 10 Prozent Steigung auf.

Erste Ermüdungserscheinungen

Das Fahrrad arbeitet ohne Murren, ich fühle mich gut – nur meine Packliste erfährt bereits erste Änderungen: Die Frisbeescheibe hat das enge Verpacktsein und die zusätzlichen Temperaturschwankungen nicht ausgehalten. Sie war nach zwei Tagen eher oval, als rund und wanderte in die nächste Mülltonne. Dafür ist mein Gepäck jetzt noch etwas leichter.

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2 Kommentare

Heidi Hohl Juni 7, 2019 - 22:31

Hallo Ben
Ich habe deine Visitenkarte jetzt in meiner Jackentasche wieder gefunden…ich bin die „Schwester“ von Stefan, welche du am ersten Tag in der Schweiz auf dem Bauernhof getroffen hast. Wir haben noch öfters an dich gedacht, wie es dir wohl ergeht und wo du bist und siehe da – die Visitenkarte kommt zum Vorschein und wir finden uns in deinem Text wieder, als du die erste Nacht in der Schweiz zwischen den Villen einen Bauernhof findest und Stefan fragst, ob du hier übernachten darfst. Ich hoffe du hast eine gute Nacht neben dem Blumenbeet von Stefan’s Mutter verbracht. Ich heisse übrigens Heidi (passt doch zur Schweiz?) und bin die Freundin von Stefan. Schön hat dich meine Reise vor vielen Jahren motiviert. Ich denke auch heute noch oft und viel an diese spannende und erlebnisreiche Zeit zurück. Es ging damals rund um die Welt in 2 Jahren. Und ja, wir waren lange Zeit in den USA und Mexiko, schön dass du das noch weisst und erwähnst.
Letzten Herbst war ich für 3 Wochen in Kolumbien und dieses Jahr geht es nach Kuba. Bin gespannt, wohin es dich noch zieht und wir werden jetzt durch deine Reisegeschichten stöbern.
Mach’s gut und weiterhin viele schöne Begegnungen. Wenn du mal wieder in der Schweiz bist, schau vorbei!
Liebe Grüsse Heidi & Stefan

Antwort
Velospektive Juni 7, 2019 - 23:04

Hallo Heidi!
Das ist ja mal eine Überraschung! Wie schön, von Euch zu lesen.
Achja, da habe ich dich doch als Schwester abgespeichert, obwohl Du die Freundin bist. Danke für die Korrektur. Nachdem ich mir Eure Namen nicht gemerkt hatte, habe ich ab da an versucht, mir alle Namen zu merken oder sogar aufzuschreiben. Es war also eine in mehrfacher Hinsicht lehrreiche Begegnung.
Sollte ich mal wieder am Bodensee sein, komme ich gerne vorbei.
Ganz liebe Grüße aus – mittlerweile wieder – Deutschland!

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